In Niedersachsen sind zahlreiche Schnapsbrennereien und Likörmanufakturen angesiedelt, so zum Beispiel die bekannte Kornbrennerei aus Haselünne (Berentzen)  oder der beliebte Kräuterlikörhersteller aus Wolfenbüttel (Jägermeister).  Kaum eine andere Spirituose prägt sich von seinem Namen her jedoch so ein wie der „Bullenschluck“. Doch wer steckt eigentlich hinter dem kräftigen Kräuterlikör aus Sulingen?

Mit einer Apotheke hat es einst begonnen


Mit einer Apotheke hat es begonnen. Heute beherbergt das alte Gebäude in der Langen Straße 60 in Sulingen die Bullenschluck-Manufaktur
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Das edle Fachwerkhaus in der Langen Straße 60 in Sulingen beherbergte über 220 Jahre eine Apotheke. Seit 2011 ist das Apothekenschild jedoch abgenommen - Betriebsschließung. Jens Dunker hatte sich dies einst ganz anders vorgestellt. Der Enkel von Dr. Emil Dunker, der die Apotheke 1930 übernahm, konnte die Wirtschaftlichkeit der kleinen Ratsapotheke nicht mehr halten. „Was uns fehlt, ist ein Arzt oder sogar ein Ärztehaus in unmittelbarer Nachbarschaft“, sagt der Apotheker gegenüber der örtlichen Kreiszeitung. Doch die Schließung war nicht das Ende der Dunkers. Das Gebäude beherbergt heute die Verkaufs- und Betriebsräume der „Bullenschluck“ Manufaktur. Im übertragenen Sinne ist der Bullenschluck ja auch „Medizin“, denn der Bitterlikör ist ein wahres Apothekergeheimnis.

In den 40er beginnt die Erfolgsgeschichte des Kräuterlikörs

Hans Dunker, der in den 1940er Jahren die Apotheke von seinem Vater überschrieben bekam, setzte einmal pro Woche einen Kräuterlikör an. Dieser diente anfangs jedoch ganz eigenen Zwecken und war nicht zum Verkauf bestimmt. Als Hans Dunker dann aber eine Flasche seines Likörs zum Geburtstag an den benachbarten Gastwirt verschenkte, nahm die Erfolgsgeschichte seinen Lauf. Dunker hatte eine wahre „Schnapsidee“, denn er versah die Flasche mit Apotheken-Etiketten, wie zum Beispiel „Vorsicht Gift“, „Lebertran“ oder „Restitutions-Fluid“.

Vorsicht Gift. Dieses Etikett zierte die ersten Flaschen des Bullenschlucks.
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Der Kräuterlikör fand sehr schnell seine Liebhaber, sodass Hans Dunker nun einmal pro Woche einen Likör für den Verkauf herstellte. Einen Namen gab es anfangs jedoch noch nicht. Weiterhin zierte die Aufschrift „Restitutions-Fluid“ die Flaschen.

Aus dem Restitutions-Fluid wird der Bullenschluck

Mehr zum Spaß hatte Hans Dunker das Etikett mit einer Apotheker-Empfehlung versehen. Laut Etikett eignete sich der Likör demnach besonders gut bei Lahmheit von Rindern, Pferden oder Zugochsen. Er wäre jedoch auch zur „innerlichen Einreibung bei Menschen“ geeignet. Der kecke  Spruch gefiel den Gästen in den Wirtschaften. Da man jedoch „Restitutions-Fluid“ nicht aussprechen konnte, besonders nicht nach mehreren Schnäpsen hintereinander, verlangten die Meisten „den Schluck, dei bei dei Bullen hölpt“ (der bei den Bullen hilft). Durch diese Floskel erhielt der Bullenschluck schließlich seinen heutigen Namen.

Rezeptur unterliegt strenger Geheimhaltung

Bis heute ist das Familienrezept streng geheim und wird von Generation zu Generation weitergegeben. Der 43%ige Bitterlikör ist pur ein echtes Kult-Getränk, findet aber auch als Mixgetränk immer mehr Anhänger. Er ist mittlerweile sogar über die Regionsgrenzen hinaus bekannt. In zahlreichen Getränke- und Supermärkten im gesamten Bundesgebiet, entdeckt man die schlichte Flasche mit dem ungewöhnlichen Etikett. Die goldbraune Farbe, und der witzige Spruch auf dem Flaschenaufkleber, ist zum Markenzeichen der Sulinger Manufaktur geworden. Ob der „Bullenschluck“ jemals bis zu Rind und Ochse gelangte, sei allerdings dahingestellt.